Dokumentation an Bürgermeister überreicht
40 Jahre Eine-Welt-Arbeit in Vreden
Nach 40 Jahren Eine-Welt-Arbeit in Vreden haben Mitglieder des Eine-Welt-Kreises Vreden e.V. ein Archiv in Buchform erstellt.
Dieses Buch für die Zeit von 1982-2017 mit mehr als 370 Seiten wurde nun von den Vorsitzenden des Eine-Welt-Kreises Monika van Beek und Walter Gehling an Bürgermeister Dr. Tom Tenostendarp und den Ersten Beigeordneten Bernd Kemper überreicht. Es ist gleichzeitig als Geschenk für das Vredener Stadtarchiv zu verstehen.
Monika van Beek, Bürgermeister Dr. Tom Tenostendarp, Walter Gehling und 1. Beigeordneter Bernd Kemper bei der Buchübergabe Foto: Stadt Vreden
Vom Beginn der „Indio-Kaffee-Aktion“(1982), über die Gründung des Weltladens und des Eine-Welt-Kreises (1996), sowie deren Aktivitäten bis hin zum Jahr 2017 handelt dieses Buch. Die ehrenamtlich Mitarbeitenden der beiden Vredener Vereine weisen durch ihren Einsatz -zusammen mit den vielen Organisationen des Fairen Handels in der Welt- auf die ungerechten Strukturen in der Welt hin. Sie richten ihre Arbeit an einem Weltbild aus, das sich als Stimme der Armen, der Unterdrückten und der Entrechteten versteht. Walter Gehling erläuterte: „Nur durch ein konsequentes Handeln, das sich an diesem Weltbild orientiert, können sich Gerechtigkeit und Frieden für alle Menschen entwickeln.“
Bürgermeister Tenostendarp und Beigeordneter Kemper zeigten sich beeindruckt und erfreut darüber, dass diese Dokumentation nun vorliegt und damit auch der Öffentlichkeit zugänglich wird.
„Natürlich ging und geht die Eine-Welt-Arbeit in Vreden nach 2017 weiter“, ergänzt Monika van Beek. „In absehbarer Zeit wird dann ein zweiter Archiv-Band über die regelmäßigen weiteren Aktivitäten informieren.“
Wie alles begann:
Schülerinnen und Schüler der Hauptschule St. Georg in Vreden waren es, die 1982 den Anfang setzten.
Eine Lektüre im Deutschunterricht, in der eine Entwicklungshelferin über ihre zwei jährige Arbeit bei bolivianischen Bergbauern berichtete, hatte die Schüler dermaßen aufgewühlt und betroffen gemacht, dass sie sich veranlasst fühlten, sich zu engagieren. Sie schlugen vor, regelmäßig von ihrem Taschengeld einen Betrag für ein Entwicklungsprojekt zu spenden. In einem später durchgeführten Klassengespräch wurden sich die Schüler doch darin einig, dass sie an Stelle ihres Taschengeldes, einen Teil ihrer Freizeit für eine solche Idee opfern bereit seien. So entschloss sich die Klassengemeinschaft in ihrer Freizeit, wie man es schon zu dieser Zeit in vielen anderen Gemeinden praktizierte, Kaffee aus einem Genossenschaftsprojekt in Guatemala zu verkaufen, dass die action 365 organisierte. Von Beginn an wurde dort neben dem Kaffeeverkauf auch Informationsmaterial verteilt, dass über die politische Situation mit vielfachen Menschenrechtsverletzungen und Ausbeutungen - vor allem in Lateinamerika - berichtete.
Seit 1983 standen nun, nicht ohne anfängliche Schwierigkeiten, Schülerinnen und Schüler der achten und neunten Klassen dieser Schule während der gesamten Schuljahre jede Woche auf dem Vredener Wochenmarkt und verkauften den INDIO-KAFFEE aus Guatemala. In den ersten Jahren gestaltete sich dies nur mit Hilfe eines Camingtisches und eines Sonnenschirms. Einige Jahre später wurde aus den Gewinnen eines Seefestes, das die Georgschule am Berkelsee veranstaltete, ein Campingwagen (Wohnwagen) gekauft, der zu einem "Verkaufswagen" umgebaut wurde.
Ab November 1989 standen die Schülerinnen und Schüler, nun vor den Widrigkeiten des Wetters geschützt, in "ihrem Kaffeewagen" und verkauften von dort aus in angenehmerer Atmosphäre den fair gehandelten Kaffee. Zwei Jahre später meldeten sich Vredener Frauen, zum Teil Mütter der Schüler, die mit ihrer Hilfe diese gute Arbeit unterstützen wollten. Sie werteten damit die bisherige Arbeit auf und gaben den Schülern gleichzeitig das Gefühl, mit ihrer Tätigkeit ernst genommen zu werden. Diese Frauen waren auch diejenigen, die im Laufe der Zeit darauf drängten, dass diese vorbildlichen Anfänge auf Dauer eine Chance hätten und dass daraus "mehr" gemacht werden müsse.
Das waren die ersten Überlegungen, die dazu führten, dass es im November 1996 zur Eröffnung des WELTLADENS in Vreden kam. Damals war man sehr skeptisch, denn es gab keine Garantie dafür, dass dieses Wagnis nun doch zum Erfolg führte. Bis 1997 verkauften die "Georgschüler" allerdings noch weiterhin ihren Kaffee auf dem Wochenmarkt. Wohl keiner der vielen Schülerinnen und Schüler, die bis zu diesem Zeitpunkt diese gute Sache unterstützten, hatte wohl davon geträumt, dass aus ihrer langen und mit Geduld und Beständigkeit durchgeführten Arbeit ein solcher Erfolg erwuchs.
Im Jahr 2007 bezog der Weltladen dann sein derzeitiges Domizil in der Wüllener Straße. 2015 wurde er umgestaltet und neu eingerichtet.
Geschichte des fairen Handels in Vreden in Zahlen:
Herbst 1983 - Beginn der INDIO-KAFFEE-AKTION der Schüler der St. Georg-Schule an der Straße "SYNAGOGE" in Vreden mit Verteilung von Informationsmaterial. Schon von Beginn an regelmäßig jährliche Aktionen: "EINE-WELT-TAGE" im Kloster Bardel,Waffeln backen und verkaufen auf dem Weihnachtsmarkt u.a. Ahaus
1986 - Fahrt nach Ahaus und Teilnahme der Kaffeeverkäufer am 3.-Welt-Tag mit Bischof Adriano/ Brasilien und Pater Beda
Sommer 1987 - INDIO-KAFFEE-AKTION erstmals auf dem neu errichteten Marktplatz
04.11.1989 - Einweihung des neuen "Kaffeewagens" mit der Indiogruppe HUAYURO auf dem Marktplatz
Sommer 1989 - zwei Frauen meldeten sich, um während der Ferien den Kaffeeverkauf weiter zu führen
Herbst 1991 - Fahrt mit fünf Erwachsenen nach Recklinghausen, um beim Pfarrer Lübbering die dort geleistete Dritte-Welt-Arbeit kennen zu lernen
1992 - Besuch mit sechs Personen bei der "gepa" in Wuppertal. Die Vision vom "größeren" Fairen Handel wurde in uns lebendig.
25.11.1993 - 10 Jahre INDIO-KAFFEE-AKTION der St. Georg-Schule mit Jubiläumsausstellung im Rathaus mit Pfarrer Reinhold Waltermann
1994 - 11 Jahre nach dem Start erhielt die Schülerinitiative regelmäßige Unterstützung von sechs Frauen
03.11.1996 - in der Krummen-Jacken-Straße wird der WELTLADEN VREDEN eingeweiht (einige Wochen zuvor wurde der Eine-Welt-Kreis Vreden gegründet)
Herbst 1997 - die KAFFEEAKTION der St. Georg-Schüler wird eingestellt
November 98- erste Ausstellung im Rathaus "Aktion Minenstopp" seitdem jedes Jahr eine Großveranstaltung (u.a. Ausstellungen)
1999 und 2001 Besuche in Brasilien (???)
18.11.2006 - Jubiläum "10 Jahre Weltladen Vreden"
03.11.2007 - der WELTLADEN VREDEN zieht um in seine neues Ladenlokal in der Wüllener Straße 22.