Das Projekt: COMUNIDADE DOS PEQUEMOS PROFETAS - CPP, in Recife
(übersetzt: Gemeinschaft der Kleinen Propheten)
Ein Projekt, das wir besuchten und von deren Arbeit wir uns ein Bild machen konnten war das Straßenkinderprojekt "Gemeinschaft der Kleinen Propheten" (CPP) in Recife. (Propheten im Alten Testament waren unbeirrbar und unbequem, weil sie den Menschen ihrer Zeit einen Spiegel vor Augen hielten. Sie waren hinderlich für diejenigen, die so weitermachen wollten wie bisher. Sie wurden den politischen Größen der damaligen Zeit unbequem. Darum räumte man sie gerne aus dem Weg. (Abt Dominikus Meyer) )
Was der Name dieses Projektes aussagt, wurde uns deutlich, als wir uns zwei Tage in der "Gemeinschaft der Kleinen Propheten" aufhielten. Die Väter kinderreicher Familien kapitulieren häufig bei dem großen Elend und der Ausweglosigkeit in diesem Lande vor den Pflichten, die sie als Ernährer der Familien haben und überlassen den Frauen, die oft sechs oder mehr Kinder haben, allein die Verantwortung. Diese Kinder müssen dann zwangsläufig zum Familienunterhalt beitragen. Sie schlagen sich durch mit allerlei Jobs wie Straßenverkäufer, Schuhputzer, Tütenträger an den Supermärkten, Autoscheibenwäscher an Autos vor roten Ampeln u.a.. Von ihnen kehren oftmals nur einige nachts heim, wenn sie überhaupt noch eine Familie haben. Vielfach geraten dann diese Kinder im Moloch der Großstädte unter die Räder. Täglich geschieht es, dass Kinder willkürlich aufgegriffen und an einem verlassenen Ort vergewaltigt, gefoltert oder ermordet werden. Verdächtigt als Auftraggeber werden u.a. die um ihren Umsatz besorgten Besitzer großer Läden und Restaurants. Dagegen sind die begangenen Diebstähle der Kinder und Jugendlichen in der Regel die letzte Möglichkeit, mit Hilfe dieser illegalen Handlungen Nahrung zu bekommen und das Überleben zu sichern.
1982 begann der damaliger Student Demetrius, sich dieser ausgestoßenen Kinder anzunehmen. Damals wie heute besucht er diese Gruppen Jugendlicher, die sich an verschiedenen Stellen der Großstadt, meist unter Brücken, aufhalten und gewinnt so ihr Vertrauen. Mentor und Helfer in den schwierigen Anfängen war Dom Helder Camara, der damalige Erzbischof von Recife und Olinda. Auch Demetrius lebt in Gefahr und wurde immer wieder von Todesschwadronen bedroht und entführt, weil er sich für diese Kinder einsetzt. 1988 konnte er mit finanzieller Hilfe aus Deutschland das erste Projekthaus für seine Arbeit kaufen und zog mit 40 Kindern in dieses Haus. Aus Platzgründen konnte er nicht alle Straßenkinder aufnehmen. Heute hat die CPP ein großes Projekthaus in der Innenstadt und besitzt einen Bauernhof 45 km außerhalb der Stadt, wo in etwa 350 bis 400 Kinder zwischen 7 und 17 Jahren betreut werden.
Bei unserem damaligen Eintreffen bereiteten sich die Jugendlichen auf einen Protestmarsch zum Justizministerium vor. Sie waren ausgerüstet mit Transparenten, die u.a. die Aufschrift trugen: "Wir wollen leben, wir von der Straße wollen leben". Mit dieser und vielen anderen Aktionen, mit denen die Öffentlichkeit aufgeklärt werden kann, sollen die Jugendlichen dazu erzogen werden, dass sie in einer demokratischen Gesellschaft friedlich auf Missstände hinweisen und aufmerksam machen können.
Bei seiner Arbeit wird Demetrius von mehreren Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen unterstützt, die sich zusammen um die Ausgestoßenen bemühen. Sie arbeiten in dieser für uns unvorstellbaren Welt der Trostlosigkeit in unermüdlicher Weise mit Alphabetisierungskursen, mit Kunsterziehung, sportlichen und kulturellen Aktivitäten, von vielen Enttäuschungen begleitet, um für diese Kinder und Jugendlichen eine Verbesserung der Lebenssituation und eine Zukunftsperspektive zu erreichen.